Ein alter Tante Emma Laden
Wenn der Besucher durch die alte Gasse schlendert, entdeckt er immer wieder etwas Neues. Zum einen den Spielwarenladen Gustav Prömper, zum anderen den alte Kolonialwarenladen "Handlung Heinrich Balter" von 1895. OK, zugegeben, nicht alle Konserven, Kaffeedosen, Rasierklingen stammen aus dieser Zeit, aber ein Grossteil. Der Rest stammt so um die Jahre 1920 bis 1955. Kindheitserinnerungen werden hier geweckt, "Josef schau mal die alte Waage, die urigen Kaffeedosen, alles wie damals bei Tante Erna." staunt eine Besucherin.
"Wie haben die das nur alles zusammengesammelt?" fragen sich die Besucher.
Tausende von Einzelteilen, ob Rasierklingen, alte Persil-, Sil- und Henko-Verpackungen. Hier fand man einfach alles. Auch die kleinen und grossen Wehwehchen konnten hier gelindert werden. Ob Nervenpillen, Wundpflaster, Magen- und Hustentropfen. Heute in Labors und Apotheken verschwunden, gab es damals richtige Medizin und Chemie im Tante Emma Laden. Ob Wasserstoff oder Borwasser, Salmiak und Glyzerin, Franzbranntwein und Melissengeist. Die damalige "Tante Emma" wusste nicht nur über Brot und Waschmittel Bescheid, nein sie war zugleich Apothekenhelferin und Erste Hilfe Station, auch als Kummerkasten musste sie das eine oder andere mal herhalten. Ein Tante Emma Laden der 20er Jahre war der Mittelpunkt des Dorfgeschehen, man traf und unterhielt sich, man wurde gut beraten und das eine oder andere mal auch getröstet. Opas Stumpen, oder Vaters Eckstein-Zigaretten, Omas Garn und Mutters Mehl. Eine gewisse Atmosphäre lag in der Luft. Die heutigen Supermärkte sind ein Zeitzeichen, Regale gefüllt mit billigen Sonderartikeln aus Fernost, Südfrüchte werden im Winter aus der Karibik eingeflogen, alles irgendwie steril. Man geht auf Schnäppchenjagd, ist froh als erster etwas ergattert zu haben, und ärgert sich, auch wenn nur drei Leute vor einem an der Kasse stehen. Das Menschliche fehlt, schade.
„Ach hätt´ man noch mal so einen Laden im Dorf.“ schwärmt eine Besucherin.